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Relational Economics: Humanes Wirtschaften für das 21. Jahrhundert

Teilnehmende der Konferenz Relational Economics © KSG

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Am 8.-9. September 2022 organisierte das Leadership Exzellence Institut (LEIZ) eine internationale Konferenz zum Thema "Cooperating in Value-Creating Networks". Die Konferenz wurde gemeinsam mit dem ESSEC Business School in Paris aufgesetzt. Über 40 Management-Experte aus Europa, Amerika, Afrika und Asien haben ihre Forschungsergebnisse im Bereich "Relational Economics" präsentiert. Kernfrage der diesjährigen Diskussionen war die ethische und praktische Herausforderung der kollektiven Motivation: (Wie) können Führungskräfte gegebene Ziele erreichen, ohne ihre Mitarbeiter zu instrumentalisieren?

Auf dem Treffen kamen Vertreter unterschiedlichster Disziplinen wie Ökonomie, Administration, Kultur- und Sprachwissenschaften, Netzwerktheorie, Philosophie, Geschäftsstrategie, Ethik sowie China und Afrika-Experten als Partner der Zeppelin Universität zusammen. Ziel war es, sich gemeinsam Gedanken über einen relationalen Blick auf Wirtschaften und Werteschaffen zu machen. Die Beteiligten gaben Einblicke in ihre jeweilige Arbeit in Business, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft.  

Prof. Dr. Sally Guyer von der Durham Business School hat z.B. über die vertrauensvolle Kooperation berichtet, die unter Wissenschaftlern in den ersten Monaten der Suche nach einer Covid-Impfung spontan entstanden ist. Gerade große Krisen - Klimawandel, Pandemie und Krieg - bieten auch Möglichkeiten für spontane, intrinsisch motivierte Zusammenarbeit. Über Krisensituationen hinaus muss aber eine bestimmte Pluralität der Motivation in High-Performance Teams toleriert und sogar aktiv gefördert werden. Die Freiheit, die Mission des eigenen Arbeitgebers kritisch zu interpretieren, bleibt eine wichtige Voraussetzung für nachhaltige Motivation, so der Tenor des Vortrages.

Prof. Dr. Nicolai J. Foss der Copenhagen Business School berichtet in seinem Keynote Address "Collective Motivation and the Relational View: Implications for Organisation" über den aktuellen Stand der empirischen Forschung.

Konferenz-Veranstalter Prof. Dr. Josef Wieland und China-Experte Dr. Matthias Niedenführ vertraten mit ihren Beiträgen die transkulturelle LEIZ-Perspektive auf der Bühne in Paris.
Prof. Wieland beleuchtete das Thema „Relational Costs“ und „Resilience and Innovation in Regio-Global Value-Creating Networks“, das auch Inhalt seiner Publikation ‚Relational Economics: Ökonomische Theorie der Governance wirtschaftlicher Transaktionen‘ (Marburg: Metropolis, 2018) ist.

Dr. Niedenführ lenkte den Blick auf den Aspekt der ‚Relational Complexity Reflected in Chinese Philosophy and Practice‘. (Siehe hier zu auch die zweite Folge des undefined„KSG Leaderhip Dialogs“ mit Dr. Niedenführ bei Youtube).

Im Rahmen der Konferenz wurde vom LEIZ und der ESSEC auch ein zweitägiger Doktoranten-Workshop durchgeführt. 15 Promotionsstudenten von mehreren europäischen Universitäten beteiligten sich daran. In einem Auswahlverfahren wurden neun Studenten eingeladen, den Stand ihrer Dissertationen zum Thema der Konferenz zu präsentieren und zu diskutieren. Diese Veranstaltung wurde von der Deutsch-Französischen Hochschule mit Stipendien und weiteren finanziellen Mittel gefördert.

Zu den Ergebnissen der Konferenz sagte Dr. Niedenführ: „Zusammenfassend kristallisierten sich schnell gemeinsame Motive heraus, wie collective motivation, personal values, intercultural competence, trust building, management of cultural complexity, shared value creation. Es wird an einem interdisziplinären aber offenen Framework gearbeitet, wie Kooperation besser, fairer, integrativer und mit Rücksicht auf Menschen, Umwelt und Planeten gestaltet werden kann.“

"Die Konferenz sowie das dazugehörige Forschungsprogramm bieten meiner Ansicht nach ein einzigartiges Forum dafür, Wirtschaftsethik und Wertschöpfung neu zu interpretieren - über Kontinente, Disziplinen und Forschungsströme hinweg," fasste LEIZ-Doktorandin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin Sabine Wiesmüller ihre Konferenz-Erfahrung zusammen. "Besonders wertvoll scheint mir die offene und zukunftsorientierte Diskussion darüber, wie die Forschung der Teilnehmer und Speaker dazu dienen kann, die geteilten Herausforderungen unserer Zeit zu verstehen, in der Theorie abzubilden und der Praxis erfolgreich zu adressieren."

Und Prof. Dr. Wieland, Direktor des LEIZ, war sehr zufrieden „Der gemeinsam mit der ESSEC organisierte Doktoranden-Workshop und die internationale Konferenz zur Rolle von Vertrauen, moralischer Motivation, der Ethik der Nachhaltigkeit und des Umgangs mit kultureller Komplexität in Wirtschaft und Unternehmen war ein weiterer Meilenstein in der wissenschaftlichen und anwendungsorientierten Arbeit des LEIZ.“


„Ein voller Erfolg!“
, lobte Quirin Kissmehl, Geschäftsführer des Deutschen Netzwerks für Wirtschaftsethik (DNWE) und akademischer Mitarbeiter am Konstanz Institut für Corporate Governance (KICG) der Hochschule Konstanz die Konferenz. „Für mich war es faszinierend zu sehen, wie anschlussfähig der relationale Blick für den interdisziplinären Diskurs zu den verschiedensten aktuellen Fragestellungen geworden ist und dass die Relational Economics hierfür eine theoretische Heimat bieten kann. Diese Möglichkeit, Gleichgesinnte kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und Ideen auszutauschen muss unbedingt fortgesetzt werden.“

Die große offene Frage für die Zukunft des "Relational Economics" Diskurses scheint zu sein, ob und inwiefern "Realisten" - die Beziehungspflege als aufgeklärtes Eigeninteresse verstehen - und "Idealisten" (die nach Relationalität als humanistisches Ziel an sich streben) eine gemeinsame Sprache finden können. In diesem Sinne bleibt folgendes Zitat von John Ruskin aus dem Jahr 1860 hoch aktuell: "Treat the servant kindly, with the idea of turning his gratitude to account, and you will get, as you deserve, no gratitude, nor any value for your kindness; but treat him kindly without any economical purpose, and all economical purposes will be answered."

Das Leadership Excellence Institut an der Zeppelin Universität (LEIZ) ist seit 2012 ein Leuchtturmprojekt der Karl Schlecht Stiftung. Bereits zum zweiten Mal organisiert das LEIZ diese internationale, akademische Konferenz. Damit werden wichtige wissenschaftliche Impulse gesetzt und das internationale Netzwerk gestärkt, von dem vor allem die Studierenden des LEIZ z.B. auch im Rahmen des seit 2016 jährlich stattfindenden „Transcultural Leadership Caravan“ profitieren.

Mehr dazu auf der Webseite des
undefined LEIZ

verfasst von Dr. Jonathan Keir